Die große Ölpreisprognose 2017 (Teil 1 - Weltmarkt)

10.01.17 • 13:59 Uhr • HeizOel24 News • Oliver Klapschus

Wie entwickeln sich die Öl- und Heizölpreise 2017? Das gerade angebrochene Jahr muss im Kontext zum Vorherigen gesehen werden. Seit Anfang 2016 geht es an den Ölbörsen in New York und London wieder aufwärts. Nach einem historischen Einbruch der Öl- und Heizölpreise auf ein 12-Jahres-Tief vor exakt einem Jahr im Januar 2016 haben die Kurse nach oben gedreht. Besonders im zweiten Halbjahr 2016 gab es durch die Ankündigung von Marktinterventionen signifikante Preissteigerungen. OPEC- sowie Nicht-OPEC-Staaten (u.a. Russland) wollen mittels Förderkürzungen höhere Marktpreise für Rohöl etablieren. Die Heizöl-, Benzin- und Dieselpreise ziehen nach. Den Bestrebungen entgegen stehen mögliche Zusatzmengen aus den USA. Die nordamerikanischen Fracking-Quellen, denen eine Hauptrolle beim Ölpreiscrash der letzten Jahre zugeschrieben wird, bilden nun ein dauerhaftes Gegengewicht zu den klassischen Ölanbietern auf dem Weltmarkt. Und: Je höher der Ölpreis steigt, desto höher der Anreiz für Produktionssteigerungen.

Wie geht es an den Börsen weiter, was erwarten die Profis?

Die US-Bank JP Morgan geht in einer aktuellen Studie von einem Zielpreis von 58,25 US-Dollar je Barrel Brent (Nordseeöl) aus und sieht somit kaum noch signifikantes Aufwärtspotential. Gleichzeitig weist man auf wahrscheinlich wieder steigende Ölbestände im vierten Quartal hin. Mehr Öl aus Fracking-Quellen, sowie schwindende Förderdisziplin seitens der OPEC-Staaten könnten die Preise neuerlich unter Druck setzen. Die Commerzbank sieht dies ähnlich: Analyst Eugen Weinberg rechnete Stand Anfang Dezember 2016 mit durchschnittlich 53 Dollar je Barrel Brent im ersten Quartal. Zum Jahresende 2017 dürften die Ölpreise dann aus genannten Gründen auf bis zu 48 Dollar nachgeben. Goldman Sachs rechnet für 2017 mit stagnierenden Ölpreisen. Nach 56,50 Dollar je Barrel Brent im ersten Quartal prognostiziert man nach einem Anstieg auf durchschnittlich 59 Dollar im zweiten Quartal konstante 57 Dollar im zweiten Halbjahr.

Alles in allem sind die Zahlen ähnlich! Große Ausreißer waren nicht zu finden und es sieht gemäß der Analysten-Prognosen so aus, als würde 2017 ein Jahr der Konsolidierung für den Ölpreis. Nach Absturz und Erholung ist es Zeit für eine Standortbestimmung.

Faktor Konjunktur und Börse:

Die Aktienbörsen zeigen sich bis auf Weiteres obenauf. Die Konjunktur zeigt sich robust. Abgesehen von den ewig aktiven Crash-Propheten und ihren düsteren Prophezeiungen konnten weder die Abstimmung zum Brexit noch die gescheiterte Verfassungsreform in Italien eine neue Euro-Krise heraufbeschwören. Um Griechenland ist es ohnehin still geworden. Die Nachwehen der Flüchtlingskrise haben die Debatte um die innere Sicherheit angeheizt. Integration, Abschiebung und die latente Gefahr von Terroranschläge sind ein Problem, jedoch kein wirtschaftliches. In den USA sieht man nach der Wahl von Donald Trump bereits den großen Aufschwung. Die Skepsis ist gewichen. Von dieser Seite aus spricht also vieles für gleichbleibende bis leicht steigende Ölpreise.

Faktor Ölförderung und -exploration:

Öl zu fördern und neue Quellen zu suchen lohnt sich wieder. Aus diesem Zusammenhang sind die gestiegenen Ölpreise auch aus Verbrauchersicht zu begrüßen. Die vergangenen 10 Jahre brachten in Sachen Ölpreis zwei Extreme. Nach der Übertreibung mit bis zu 150 Dollar je Barrel im Sommer 2008 folgte der Absturz auf unter 30 Dollar im Januar 2016. Beides waren Momentaufnahmen, die den Markt gehörig durcheinanderwirbelten. Für die kommenden zwei bis drei Jahren sieh es nun so aus, als würde der Ölpreis beiden Seiten gerecht werden. Für die Konsumenten ist Öl bezahlbar, auf Seiten der Produzenten sind Investitionen in neue Projekte und die rentable Produktion im Bereich bestehender Projekte gewährleistet. Darüber hinaus führte ein Technologieschub bei den Fracking-Quellen in Nordamerika dazu, dass diese bereits ab einem Barrelpreis von rund 40 Dollar rentabel arbeiten können. Den Quellen kommt damit eine völlig neue Rolle als wichtiges Marktregulativ zu. Die kleinteilig organisierte Ölwirtschaft sorgt durch das flexible Hoch- und Runterfahren der Förderung für ein ausgleichendes Element auf dem globalen Ölmarkt.

Faktor Politik und Wirtschaft:

Die sogenannten Rechtspopulisten sind weltweit auf dem Vormarsch. Vom Brexit über Trump bis zur AfD - ein neuentdecktes Bedürfnis nach nationaler Identität und Sicherheit scheint die Bürger der westlichen Industrienationen in der Sache zu vereinen. Plötzlich ist sogar eine neue Achse zwischen den USA und Russland schemenhaft zu erkennen. Das Neue ist gleichzeitig Paradox: Nationalismus wird zur internationalen Bürgerbewegung. Freihandelsabkommen stehen zwar auf dem Prüfstand, die Globalisierung wird sich dennoch nicht aufhalten lassen. In Bezug auf den Ölpreis bleiben die Auswirkungen gering.

Faktor Naher Osten:

Spannen wird weiterhin die Frage sein, wie einig sich die OPEC im Innern ist. Mit der Rückkehr des Irans als aktive Exportnation steht dem Markt potentiell mehr Rohöl zur Verfügung. Hinsichtlich der angestrebten Förderquoten dürfte Erzrivale Saudi Arabien allerdings genau hinschauen, wieviel davon auf den Markt kommt. Auch wenn Unruhen und Kriege die Region von Nordafrika bis Vorderasien weiterhin nicht loslassen, dürften die daraus resultierenden Ölpreisbewegungen wie bereits 2016 gering ausfallen. Der Markt zeigt sich zunehmend unabhängig, von den komplexen Konflikten in der arabischen Welt.

Faktor Wetter:

Trotz Kürzungsplänen und steigendender Verbrauchserwartung: Die weltweite Ölversorgung ist weiterhin als sehr komfortabel anzusehen. Auch 2017 spielt die Wetterentwicklung daher eine untergeordnete Rolle. Weder Kältewellen noch mögliche Hurrikanschäden in den USA dürften nachhaltige Preisbewegungen verursachen.

Faktor Währung - Euro und Franken:

Die europäischen Währungen sind 2016 weiter abgerutscht und haben gegenüber dem US-Dollar verloren. Ölimporte werden dadurch tendenziell teurer! Der Euro erreicht im Dezember ein 15-Jahres-Tief zum Dollar. Langsam aber sicher stellt sich die Frage nach dem Durchschreiten der Talsohle. Aktuell ist dies noch nicht absehbar. Die Uneinheitliche wirtschaftliche Entwicklung innerhalb der Eurozone und der Vorsprung der USA in Sachen Zinswende könnten die europäischen Währungen im laufenden Jahr sogar noch weiter schwächen. Verbraucher sollten sicherheitshalber nicht auf Schützenhilfe vom Devisenmarkt hoffen, wenn es darum geht, günstig Heizöl zu kaufen. Im Gegenteil: Wechselkursverluste könnten weiterhin für Preiserhöhungen sorgen.

Zwischenfazit:

2017 beginnt mit den höchsten Ölpreisen der letzten eineinhalb Jahre. Im Vergleich zum Durchschnitt der letzten 10 Jahre ist das Ölpreisniveau dennoch als moderat zu bezeichnen. Heizölkunden, wie Autofahrer können zu vertretbaren Konditionen tanken. Dem Ölmarkt insgesamt wird das neue Niveau guttun und zu einer längerfristigen Angebotsstabilisierung beitragen. Entsprechend der Analystenprognosen dürften Ölpreise von 50 bis 60 Dollar je Barrel den Handel prägen. Tritt dies insgesamt ein, können Verbraucher wie Produzenten gleichermaßen zufrieden sein. Da die Prognose sehr nah am aktuellen Ölpreis ist, können Kunden bis auf weiteres davon ausgehen, dass die Heizölpreise während des gesamten Jahres ungewohnt konstant bleiben. Natürlich wird es die ein oder andere unvorhergesehene Schwankung geben. Schnäppchenjäger sollten sich bereits jetzt auf das Jahresende fokussieren, wenn sich in den kommenden Monaten anzeichnet, dass die Prognose eintrifft. Der Markt bleibt spannend! Warten wir´s ab.

HeizOel24-Tipp: Morgen lesen Sie an dieser Stelle, welche inländischen Preisfaktoren die Heizölpreise im Jahr 2017 bewegen werden und wie die entsprechenden Trends und Prognosen aussehen. www.heizoel24.de - 10.01.2017

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